Verkehrsstudie zu Kreuzlingen publiziert
Die Stadt Kreuzlingen hat ein Verkehrsproblem. Das kantonale Tiefbauamt hat deshalb in Absprache mit dem Stadtrat eine Studie in Auftrag gegeben, um die Situation zu analysieren und um die Wirksamkeit geplanter Massnahmen zu überprüfen. Fazit: Isolierte Einzelmassnahmen reichen nicht aus. Für eine wirksame Entlastung von Kreuzlingen braucht es ein sorgfältig geschnürtes Massnahmenpaket.
Die zunehmenden Verkehrsbelastungen in Kreuzlingen haben während der Hauptverkehrszeiten an verschiedenen neuralgischen Punkten Verschlechterungen der Verkehrsqualität zur Folge. Laut Prognosen wird die Zahl der Einwohner und Arbeitsplätze in der Agglomeration Kreuzlingen weiter wachsen. Verbunden damit ist auch eine weitere Zunahme der Mobilität und des Verkehrs. Um in Anbetracht dieser Entwicklung wirkungsvoll agieren zu können, wurden im Rahmen des Agglomerationsprogrammes Kreuzlingen / Konstanz Massnahmen in den Bereichen Siedlung und Verkehr analysiert und vorgeschlagen.
Ziel dieser Massnahmen ist eine gezielte Förderung des öffentlichen Verkehrs, eine Attraktivitätssteigerung des Langsamverkehrs und eine verträgliche Führung des motorisierten Individualverkehrs. Doch reicht das für eine Entlastung von Kreuzlingen aus? Um das zu klären, haben der Stadtrat und das kantonale Tiefbauamt entschieden, dass eine Studie durchgeführt werden soll und diese veröffentlicht wird.
Das Tiefbauamt des Kantons Thurgau hat im Frühjahr 2011 dem Büro Widmer in Frauenfeld den Auftrag erteilt, die heutige und die zukünftig zu erwartende Verkehrssituation zu analysieren und die Wirksamkeit der im kantonalen Richtplan enthaltenen sowie der im Agglomerationsprogramm vorgesehenen Massnahmen (z.B. Verkehrsverflüssigung auf der Seetalstrasse, Spange Bätershausen, Lastwagen-Transit-Fahrverbot, Bodensee-Thurtal-Strasse und Oberlandstrasse, usw.) zu prüfen. Das Hauptaugenmerk der Untersuchungen galt dem motorisierten Individualverkehr, wobei auch Beeinträchtigungen der Linienbusse berücksichtigt wurden.
Als Grundlage wurde der Ist-Zustand analysiert. Die Untersuchung zeigt: Bereits heute ist die Verkehrsqualität an mehreren Verkehrsknoten in Spitzenstunden ungenügend. Es kommt zu Störungen des Verkehrsflusses, stockendem Kolonnenverkehr, Staus und entsprechenden Zeitverlusten oder Schleichwegverkehr. Die Verkehrsströme inklusive Schwerverkehr bewegen sich neben der Seetalstrasse hauptsächlich auf den Verkehrsachsen zwischen der Bernrainstrasse und der Romanshornerstrasse Ost, zwischen der Unterseestrasse und der Romanshornerstrasse Ost und zwischen der Bergund Konstanzerstrasse.
Um die mit den vorgeschlagenen Massnahmen verbundenen Verkehrsverlagerungen zu erkennen, wurde ein Verkehrsmodell eingesetzt. Dieses wurde für Kreuzlingen mit den kantonalen Verkehrszählungen 2010 kalibriert. Es wurde ein Referenzzustand 2030 berechnet, damit die verkehrlichen Effekte prognostiziert und für die verschiedenen Massnahmen dargestellt werden konnten.
Nach dieser Betrachtung kommen die Autoren zum Schluss: Werden keine zusätzlichen Massnahmen ergriffen, steigt die Belastung auf dem städtischen Strassennetz bis 2030 um ca. 15 bis 20 Prozent. An kritischen Stellen kommt es zu zusätzlichen Überlastungen und die Stauzeiten verlängern sich. Die Situation im städtischen Strassennetz würde sich für alle Verkehrsträger weiter verschlechtern.
Mit der Realisierung der Spange Bätershausen und den zugehörigen flankierenden Massnahmen auf der Bergstrasse und der Bernrainstrasse kann der Durchgangsverkehr und insbesondere der Schwerverkehr (mit Durchfahrtsfahrverboten) auf die A7 und die Seetalstrasse um das Zentrum gelenkt werden.
Mit dem Bau der Bodensee-Thurtal-Strasse (BTS) und der Oberlandstrasse (OLS) würden sich die Verkehrsverlagerungen gemäss Studie weiter verstärken: Die städtischen Hauptsachsen würden verglichen mit dem Referenzzustand 2030 grösstenteils um 20 bis 30 Prozent entlastet. Zusätzlich zur Verlagerung des querenden Nord-Süd Verkehrs auf die A7 kann mit dem Bau von BTS und OLS auch der querende Ost-West Verkehr aus dem Stadtgebiet sowie aus Bottighofen und Münsterlingen verlegt werden. Die Umsetzung der OLS ermöglicht damit auch eine noch gezieltere Lenkung des Transit-Schwerverkehrs und befreit damit das gesamte Siedlungsgebiet von Kreuzlingen, Bottighofen und Münsterlingen davon. Fazit: Isolierte Einzelmassnahmen reichen nicht aus. Für eine wirksame Entlastung von Kreuzlingen braucht es ein sorgfältig geschnürtes Massnahmenpaket.